Anja Stadler ist eine coole Frau. Sie weiß, wo es langgeht und zieht das auch komplett durch. Und eigentlich traut man ihr alles zu. Nur Kochen kann sie nicht.
Außen knusprig, innen roh
Als wir in Anjas neuem Studio in Linz ankommen, empfängt sie uns herzlich mit zwei Männern: Freund Stefan und Trainings-Kollege Marco. Das sind also ihre linke und ihre rechte Hand, während sie auf der Stange hängt, denken wir uns. Anja setzt sich mit niemals endender Körperspannung auf den Boden (gestreckte Zehen und schöne Linien wie eine Ballerina) und bietet uns Gummi-Naschzeug an. Das ist übrigens ihr Ernährungsstil, denn kochen kann sie nicht. Ihr Freund scherzt: “Ihr Hühnchen ist außen schwarz und innen blutig”, seitdem kocht er.
Der Domina-Effekt
Begonnen hat die gebürtige Russin ihre Pole-Karriere bei Poledance Vienna, gekannt hat sie es vorher schon. Sie war eine der ersten Pole-Instructors. Nach einigen Monaten durfte sie schon unterrichten. Ihre sympathische Domina-Art dürfte besonders motivierend gewesen sein, denn ihre Schülerinnen verehren sie. Dabei hat die heutige Vize Miss Poledance Austria vor dem Poledance nie getanzt und kam anfangs kaum mit den Fingern bis zu ihren Zehen hinunter, von Spagat war gar keine Rede.
Inzwischen dehnt die zierliche Anja locker leicht in den Spagat, hebt sich aber auch gerne in die anstrengendsten Figuren. Ihr zuzusehen weckt eine ganz neue Art von Motivation. Wer ihre Choreografien schon einmal gesehen hat, weiß ungefähr, was ich meine. Ihr großes Manko, nach eigener Auffassung ist, dass es ihrem Rücken an Flexibilität fehlt. Deswegen navigiert sie liebend gerne ihren Trainingspartner, den Turner Marco Kumpl in ihm unbekannte Tricks hinein, die er mit immenser Sportler-Kraft und -Flexibilität zwar halten kann, ganz geheuer ist ihm das oft aber nicht.
Kennen heißt nicht gleich Können
Wer bei Anja trainiert, weiß aber, hier ist man in guten Händen. Ihr Credo lautet nämlich: “Kennen heißt nicht Können”. Ihrer Meinung nach muss man Tricks und vor allem auch Kombinationen immer wieder machen und lernt jedes Mal etwas Neues über den eigenen Körper dazu. Deswegen trainiert sie selbst Bewegungsabläufe bis zum Umfallen und weiter, bis sie eben mit einer kaputten Schulter, einer ausgerenkten Hüfte und einem verletzten Fuß dasteht und trotzdem mit Polecious redet. Das ist wohl normal im Sport und Anja ist eine zielstrebige Kämpferin.
Wettkämpfe feiern wie sie fallen
Der Auftritt bei den MPDA dieses Jahr war übrigens ihr erster Wettkampf. Die paar vermasselten Stellen stören sie zwar, aber sie macht sich nichts daraus. Es war ja immerhin das erste Mal. Bei Wettkämpfen macht sie sowieso nur aus Spaß mit, weil das Training dafür sie dazu bringt, schneller Fortschritte zu machen und, weil es ihre Schüler motiviert selbst mehr erreichen zu wollen.
Anja Stadler hat inzwischen zwei Poledance & Sports Studios, eines in Wels und, seit Juni 2013, ein neues Studio in Linz. Neben Poledance, kann man dort auch Bodenakrobatik und Aerial Hoops lernen. (nik)