Wie ich es jahrelang geschafft habe, mich Tag für Tag in dieselbe, stickige Räumlichkeit zu schleppen um dort die knifflige Entscheidung zwischen monoton auf der Stelle laufen, treten oder doch lieber radeln zu treffen, ist mir im Nachhinein ein Rätsel.
Fakt ist: Seit geraumer Zeit – so geraum, dass die Jeans schon zu zwicken beginnen – kann mich nicht die beste iPod-Playlist zum Gang ins Fitnessstudio bewegen.
Alternativen müssen her, denn die steigenden Temperaturen lassen ahnen, dass es der Sommer doch auch noch nach Österreich schaffen wird. Inklusive kurzer Röcke, ärmelloser Shirts und Freibadbesuche.
Glücklicherweise mangelt es nicht an spannenden Angeboten, dem Studio den Rücken zuzukehren. Meist reicht ein Anruf oder das Ausfüllen eines Anmeldeformulares und bald ist mein Terminkalender gefüllt mit Schnupperstunden für vielsprechende Möglichkeiten, auch abseits vom Gym sommerfit zu werden. Let’s go!
Zumba
Ich bin skeptisch gegenüber Hypes. Aus diesem Grund habe ich mich geweigert, die Starwars Filme anzusehen und deshalb hat sich auch durch sämtliche „Ab geht’s zur Zumba Stunde!“-Postings auf Facebook sofort alles in mir gegen diese Sportvariation gesträubt.
Die Kombination aus lateinamerikanischen Tanzelementen und schweißtreibenden Aerobic-Work-out hatte ich zudem mehr mit unsportlichen Hausmamis als theoretischen, wenn man nur nicht so faul wäre, Top-Athletinnen wie mir in Verbindung gebracht. Hat mich die gratis Schnupperstunde eines Besseren belehrt? Jein. Tatsächlich komme ich ordentlich ins Schwitzen (was aber vielleicht auch an dem brechend vollen Raum liegen mag) und verbrenne bestimmt die ein oder andere Kalorie. Spaß macht das Hin- und Hergehopse auch, und so sind zumindest 2 wichtige Punkte meiner Checkliste erfüllt. Meine Muskeln werden allerdings höchstens marginal trainiert – zum besten Körper meines Lebens wird mir das Zumbatanzen wohl eher nicht verhelfen.
Fazit: Leichtes Kardiotraining mit hohem Spaßfaktor, nichts für Fitnessfreaks und allen, die an Muskelaufbau interessiert sind. Gut für Sportanfänger geeignet.
Crossfit
„Ich hatte eine Woche lang Muskelkater.““Da kommst du auf allen Vieren herausgekrochen.“ Durch meine Überqualifikation beim Zumba ermutigt, spornen mich derartige Berichterstattungen über mein nächstes Sportexperiment, Crossfit, eher an, anstatt mich abzuschrecken. Laut Homepage bietet Crossfit durch funktionale, also weitgehend natürliche Alltagsbewegungen, in vielfacher und hochintensiver Ausführung, eine „unglaublich effiziente und effektive Art, in die Form deines Lebens zu kommen“. Bingo!
Empfangen werde ich in der Crossfit-Location äußerst überschwänglich von einem hochmotivierten Trainer, der mich, je länger er uns Einsteigern viel zu ausführlich von Burpies, Squads und Co. berichtet, immer mehr an einen jungen Detlef D erinnert. Nach 30 Minuten Schnupperstunde habe ich das Gefühl, ich könnte nun ohne Mühe ein Einführungsseminar zum Sportstudium bestehen. Meine Muskulatur habe ich allerdings höchstens beim Gähnen trainiert.
Endlich, nach ca 40 Minuten theoretischer Einführung, werden wir nun aufgefordert, einen 7-minütigen Fit-Test, bei dem abwechselnd und ohne Pause zwischen 2 verschiedenen, äußerst anspruchsvollen Basisübungen gewechselt wird, zu absolvieren. Zugegeben, mein Puls rast schon nach einer Minute und ich kann mir gut vorstellen, wie hocheffektiv dies sein könnte, würde man es eine Stunde lang durchziehen. Aber tja, Theorie kann mit Praxis nun mal nicht mithalten und so gehe ich aus der Crossfit-Schnupperstunde mit dem frustrierten Gefühl, mein sportliches Pensum ganz und gar nicht ausgefüllt zu haben, hinaus.
Fazit: Talk is cheap! Crossfit bietet ein effizientes Ganzkörpertraining an, das schnelle Ergebnisse erzielt. Theoretisch. Wer’s wirklich wissen will, muss gleich die Monatsbindung in Anspruch nehmen. Schade.
Bootcamp-Fitness
Dieser Trend kommt, nona, aus den USA und soll, wie der Name schon annehmen lässt, auf militärischen Level ablaufen. Trainerin Karla ist zwar tatsächlich Amerikanerin, scheint mir allerdings ganz nett zu sein und wenn sie auch ihre Aufgabe, jeden einzelnen Teilnehmer an sein Limit zu pushen, sehr ernst nimmt, schafft sie dies auch ohne Brüllen und Demütigung ihrer Schützlinge. Ähnlich wie beim Crossfit hält sich das Bootcamp- oder auch Militaryfitness an funktionale Basisübungen, die die Hauptmuskelgruppen beanspruchen: zwischen den kurzen Laufstrecken wird geplankt (in der Liegestützposition ausharren), gesquattet (Kniebeugen) und gecruncht (Sit-ups) ohne Ende. Umständliches Zusatzequipment ist hier überflüssig, alles, was praktiziert wird, könnte man theoretisch auch alleine zu Hause oder bei der Laufrunde im Park einbauen. Wesentlich ist hier jedoch die Gruppendynamik, die einen selbst bei beißenden Schmerzen zum Weitermachen animiert.
Fazit: Bootcamp-Fitness hält, was es verspricht: nach einer vollen Stunde Training verlässt man den Wiener Heldenplatz fix und fertig, schweißgebadet aber in der zufriedenen Gewissheit, seinen Körper wirklich gefordert zu haben. Kleines Minus: die Schnupperstunde ist nicht gratis, erstmalige Tester zahlen 7 Euro.