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Das Essen, die Stange und ich

Essen, Körperwahrnehmung, Schönheit und Selbstbewusstsein sind Themen die, so glaube ich, vielen Frauen sehr vertraute sowie verhasste Themen sind. Was ich esse beeinflusst die Optik meines Körpers, somit meine „Schönheit“ und die wiederum hat einen starken Einfluss auf mein Selbstbild und mein Selbstbewusstsein.

Ich bin recht frĂŒh mit dem Schönheitsbild, dem eine Frau zu entsprechen hat und dem Zusammenhang zum Essen, konfrontiert worden. Meine Mutter ist eine sehr hĂŒbsche, gepflegte Frau, die sehr viel Wert auf ihr Äußeres legt und auch immer gelegt hat. Meine ganze Kindheit war meine Mutter schön gekleidet und gut gestylt. Sofern sie es nicht war, war sie es spĂ€testens wenn sie die Wohnung verlassen hat oder wenn mein Vater von der Arbeit heimgekommen ist.

Aber sie war nicht nur gut hergerichtet und angezogen, sie war auch auf DauerdiĂ€t. Schon seit ihrer PubertĂ€t und auch jetzt noch. Meine Mutter hat komplette Mahlzeiten ausgelassen, hat teilweise etwas anderes als mein Vater und meine Geschwister gegessen und ist sogar teilweise nur daneben gesessen – mit einem Glas Wasser.

Ob man möchte oder nicht – so etwas prĂ€gt.

Bis zu meiner PubertĂ€t war ich ein sehr dĂŒnnes Kind. Mit dem Erwachsenwerden kam dann die VerĂ€nderung – ich konnte nicht mehr einfach alles essen wie ich wollte ohne dass ich zugenommen hĂ€tte. Ich habe bereits mit 13 begonnen auf DiĂ€t zu sein – mit „familiĂ€rer UnterstĂŒtzung“. Mit diesem Alter habe ich auch begonnen mein Spiegelbild zu hassen. Meine Selbstwahrnehmung hat meinen Alltag beeinflusst. Wenn ich mich dick gefĂŒhlt habe, war der ganze Tag „im Arsch“. Musste ich auf eine KleidergrĂ¶ĂŸe mehr zurĂŒckgreifen habe ich schlichte Panik bekommen.

Wenn meine Mutter gemeint hĂ€tte, dass ich zugenommen hĂ€tte wurden meine Portionen verkleinert oder ich habe Tipps bekommen wie ich denn abnehmen könne. Wenn meine Eltern dann das Haus verlassen hatten, habe ich gegessen. Ich habe dann alles gegessen war verboten war und was ich gefunden habe – und ansonsten habe ich brav kaum etwas zu mir genommen.

Als ich dann ausgezogen bin, habe ich meine ErnĂ€hrung umgestellt und habe mich kalorisch unter meinem Mindesttagesbedarf ernĂ€hrt. Oder wenn es mir schlecht gegangen ist, „Binge Eating“ betrieben. Das ist eine eher unbekannte Form einer Essstörung die aber weit verbreitet ist: Man isst ohne je ein SĂ€ttigungsgefĂŒhl zu bekommen und ohne nachher zu Erbrechen. Ich war untergewichtig und habe mich trotzdem noch fett gefĂŒhlt. Meine „Fettleibigkeit“ habe ich dann mit großer Kleidung bedeckt. Ich war so unsicher, dass Kleider und Hosen niemals kĂŒrzer als KnielĂ€nge waren. Und unter den Röcken und Kleidern habe ich noch Leggings angezogen. Ich war so weit wie möglich bedeckt. Ich habe sogar meine Beine versteckt obwohl, dass der einzige Körperteil war mit dem ich eigentlich immer zufrieden war.

Und dann kam Pole Dance.

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Wenn du Pole Dance machst kannst du einfach nicht hungern. Wenn du Kraft aufbauen willst musst du essen – sonst geht es einfach nicht. Du kannst auch keine AbfĂŒhrmittel schlucken oder dir den Finger in den Hals stecken. Nicht wenn du dich verbessern willst.

Das erste Mal in meinem Leben war das Aussehen meines Körpers nicht oberste PrioritĂ€t – sondern die LEISTUNG die er bringen konnte. Und die Leistung die dieser hĂ€ssliche fette Körper bringen konnte war einfach enorm. Ich wurde selbstbewusster – nicht weil ich mich schöner gefĂŒhlt hĂ€tte sondern weil ich etwas konnte. Meine Kleider wurden enger und die Hosen und Röcke kĂŒrzer. Und das wichtigste ich habe meinen Körper essen lassen – nicht meine Seele.

Es wĂ€re jetzt gelogen zu behaupten, dass ich mich schlank gefĂŒhlt hĂ€tte, aber es war nebensĂ€chlich. Ich war „fett“ aber es war mir meistens egal! Essen war ab da nur mehr in grĂ¶ĂŸeren Lebenskrisen wichtig. Und ich wurde mir selber immer wichtiger.

Mittlerweile habe ich eine Diagnose fĂŒr meine Essstörung und bin seit einigen Monaten in Therapie – weil ich es mir wert bin an mir zu arbeiten. Das Bewusstsein das Essen oder „Nicht-Essen“ mein Leben und meine Selbstwahrnehmung  viel zu sehr dominiert hat, ist erst mit der Zeit bewusst geworden. Davor habe ich immer kleine Scherze ĂŒber meine „latente Essstörung“ gemacht, aber mich und mein Problem nie ernst genommen. Menschen die mir Komplimente gemacht haben, habe ich einfach fĂŒr verrĂŒckt erklĂ€rt.

Pole hat mich nicht nur physisch gekrĂ€ftigt, sondern hat mir auch geholfen zu mir zu finden und mich selbst ernst zu nehmen. Jetzt liegt es an mir diese Kraft in etwas Wertvolles zu investieren! Und ich bin wertvoll – unabhĂ€ngig von meiner KleidergrĂ¶ĂŸe! Ich bin natĂŒrlich noch nicht an meinem Ziel. Mein Selbstbild, meine ErnĂ€hrung sind noch immer weit von dem entfernt was ich mir wĂŒnschen wĂŒrde. Aber der grĂ¶ĂŸte Schritt ist immer der erste!

————- – – — –

Nachsatz
Ich bin meinen Eltern fĂŒr meine Kindheit und meine Erziehung sehr dankbar. Aber jeder hat seine PĂ€ckchen zu tragen und ĂŒbertragt das unbewusst auf die Menschen in seiner Umgebung. Dieser Artikel soll in keinem Fall eine Schuldzuweisung sein.

Hilfe bei Essstörungen jeder Art gibt es beim Verein „sowhat“. Die Behandlung wird von manchen Krankenkassen fast komplett ĂŒbernommen.  (http://www.sowhat.at/)

Eine Essstörung, sowie jedes andere Selbstverletzendes Verhalten, ist ein Symptom eines Problems und sollte behandelt werden. Pole Dance soll in diesem Artikel nicht als mögliche Heilung vorgestellt werden, sondern als mein persönlicher Weg Kraft zu finden mich auf diesen Weg zu dirigieren.

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