Pilates – was fällt einem da als Erstes ein: gelangweilt am Boden herumliegen und Atemübungen machen – dieses Klischee kennt man gut. Und ja zugegeben, man kann nicht zu Hard Rock tanzen und verliert dabei wohl auch keine 1000 kcal in der Stunde, aber dafür kann man sich selbst nachhaltig etwas Gutes tun!
Das Ziel von Pilates ist es, die Tiefenmuskulatur zu stärken, dazu gehören auch die Muskeln die unseren Körper aufrichten und unsere Wirbelsäule stützen. Wenn diese erst einmal gekräftigt sind, fällt es einem im Alltag leichter aufrecht zu stehen oder zu sitzen, was Rückenschmerzen mindert oder vorbeugt. Bezüglich Poledance kann man damit besonders ein Hohlkreuz und das berüchtigte Stechen unter dem Schulterblatt minimieren. Weiters kann man Rückenschmerzen, die durch häufiges Überstrecken der Wirbelsäule entstehen, vorbeugen.
Und außerdem: Krafttraining, besonders für den Bauch, wird mit aktiver Tiefenmuskulatur auch wesentlich effektiver, was weniger Wiederholungen mit höherem Effekt möglich macht.
Ich selbst bin vor fast fünf Jahren durch starke Rückenschmerzen zum Pilates gekommen. Mit nur einer Stunde in der Woche hab ich schon nach kurzer Zeit wieder die Nacht durchschlafen können und meine Haltung hat sich wesentlich verbessert. (Das klingt wie ein schlechter Werbetext, war aber wirklich so)
Zugegebenermaßen wende ich die Pilatesprinzipien (insbesondere Atmung, keine Überstreckung der Wirbelsäule, Powerhouse,…) während Poledancestunden nicht ständig an. Denn wer will schon einen Marley und ähnliches ohne Hohlkreuz machen?
Wo ich es jedoch anwende ist während des Warm-ups und beim Inverten/Static V – was einem diese berüchtigten Schmerzen unter dem Schulterblatt erspart.
Klischee: langweilig
Mir macht es Spaß! Um die Basics zu erlernen (Stichwort: Powerhouse) ist tatsächlich einiges an Konzentration notwendig. Wenn man diese aber einmal beherrscht werden immer komplexere Bewegungsabläufe und forderndere Übungen möglich. Kommen Kleingeräte (Bälle, Foamroller, Terabänder,…) hinzu wird es gleich noch lustiger und effektiver.
Falls ich jetzt Motivation wachrufen konnte, würde ich gerne noch drei kleine Tipps zur Auswahl eines Studios/Trainers/Schwierigkeitsgrades geben:
- Wenn ihr keine Pilateserfahrung habt, beginnt mit einem Anfängerkurs, oder zumindest ein paar Anfängerstunden, selbst wenn ihr andere sportliche Erfahrung oder viel Kraft habt. Wie gesagt, die Basics sind das A und O und ohne diesen sind die Übungen wesentlich weniger effektiv.
- Wenn ihr nach 2 bis 3 Stunden immer noch keinen Plan habt was ein Powerhouse ist, wechselt den Kurs. Pilates ist kein geschützter Begriff, das heißt jeder kann alles unter dem Namen anbieten was er möchte!
- Für Anfänger würde ich klassisches Pilates empfehlen. Beherrscht man einmal die Basics gibt es Varianten wie Cardio Pilates, tänzerische Ansätze und Powerpilates sowie die Arbeit mit Großgeräten (Springboard, etc.). Hierbei kommen die wichtigen Prinzipien für Anfänger aber oft zu kurz.
Klischee: “alte Leute Sport”
Zuletzt noch ein Wort zu dem Klischee des “alte-Leute-Sports”: Pilates ist das keineswegs. Wie jeder andere Sport hängt alles an der richtigen Ausführung, für die jeder selbst verantwortlich ist. Ist es ineffektiv? Dann sollte man darüber nachdenken was man falsch macht oder den Kurs wechseln. Denn Pilates wurde ursprünglich für Tänzer erfunden, also keine Ausreden!
Über die Autorin: Pia La Vida ist Poledance-Lehrerin bei Poledance Vienna und bekommt dadurch viel über die körperlichen Beschwerden ihrer Schüler mit. Sie war auch leidenschaftliche Kunstturnerin und hat eine Ausbildung zur Pilates-Trainerin absolviert.